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Gianluca Magi
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Tantra

 

«Die Menschen erheben sich durch
das was ihren eigenen Abstieg verursacht»

- Kularnava Tantra

 

 


Das indische Verständnis beginnt mit der Idee, nach der der physische Körper eine energiedurchdrungene Hülle ist, die dazu trainiert werden kann, das eigene Selbst, den inneren Menschen zu erreichen. Der Körper ist eine Art Wagen, auf dem der Mensch sein Leben durchfährt. Die Unterscheidungsinstanz des Denken, oft als als Intellekt übersetzt (buddhi) ist der Kutscher der die Zügel festklammert, die die Fähigkeiten des Zweifelns und Wollens, auch Geist (manas) sind, die Pferde haltend, die die Sinne (indriya) sind, während das durchfahrene Gebiet die Welt (loka) darstellt. Einst wurde Sex in Indien als Uhrsprung des Lebens respektiert. Das volkommene Bewusstsein wurde als der Schoss aus dem das gesamte Leben entsprang angesehen. Das erstaunliche Volumen der, psychologisch entwickelten, physiologischen und mythologisch tantrischen Traditionen, die vegleichbar mit einem unermesslichen Wirrwar von Juwelen sind, traten ab dem IV/V Jh.v.Ch. auf. Ihre Wurzeln sind jedoch in einer weit vergangeneren Epoche verankert.

Der Tantrismus, aus dem sich die indische Alchimie entwickelte ist keine wirklich philosophische Doktrin, sondern eine Lebensweissheit die sowol den hinduistischen wie auch den buddhistischen Bereich vereint. Er zeigt die Möglichkeit des Erlangens der Befreiung (moksa), in jeglicher Weise auf, und beleuchtet eine tiefe Bedeutung die jede Tat in sich birgt und deren Verwirklichung auf die Praxis fundiert ist.

 

 

Der Tantrismus schlägt in seinen verschiedenen Richtungen den sexuellen Akt (maithuna) als Befreiungsmittel vor. Die tantrische Haltung unterstreicht die auch "sakrale" Natur dessen  was als "profan" gilt (wie der Sex), auf der Basis der Annahme für die der "Samen der Erleuchtung" überall gegenwärtig ist. Es wird nichts abgewiesen: jedes Ereignis des Lebens kann zum Trampolin für den Sprung in die nicht-konditionierung werden. Die sogenannten "negativen" Aspekte der Realität sollen nicht unterdrückt, sondern in die entsprechenden erleuchteten Aspekte umgewandelt werden. Dieser spirituelle Weg repräsentiert vom Moment der Entwicklung ein Mittel zur radikalen "Überschreitung" moralischer Verbote, kultureller Tabus und Rituale, die die in Bräuche der indischen Zivilisation regelten. Die tantrische Praxis (sàdhanà) widmet sich der Erforschung der Prägungen, der Triebe, der Wünsche die den menschlichen Zustand darstellen. Anstatt die primären Triebe zu bremsen, intensiviert er sie, um auf diese Weise die urspünglichen, von der Materie umhüllten, Energien zu wecken.

 

[aus meinem Buch, Uscite dal sogno della veglia, Edizioni della Scuola Superiore di Filosofia Orientale e Comparativa, Rimini 2008].

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